Deutschlanddurchquerung von Ost nach West – von Görlitz nach Schengen

Etappe 6: Koblenz – Perl

von Berthold Kutschera

 

Vom Bahnhof in Koblenz lief ich durch die Bahnunterführung hindurch, stieg die Treppe hoch und überquerte die Ampel Richtung Moselweiß. Ich folgte dem Zeichen der „Mosel-Erlebnis-Route“. Leider kann ich vorweg schon sagen, dass die Ausschilderung mit diesem Zeichen nicht immer optimal ist, weswegen ich mich oft am M-Zeichen für den Moselhöhenweg, dem Schoppenglas-Zeichen für den Schoppenstecherweg oder auch an der Jakobsmuschel für den Jakobsweg orientierte. In Moselweiß geht es steil bergauf durch das Neubaugebiet in den Wald und an der Schwedenschanze vorbei. Sie war, wie es der Name sagt, eine ehemalige Schanze, aber auch eine Beobachtungswarte, die die uralte Straße vom Hunsrück sowie die Moselschifffahrt sperrte. Weiter ging es an dem Aussichtspunkt Karolahöhe vorbei, ehe ich in das Kondertal abstieg. Im Kondertal bauten die Kelten bzw. die Römer Blei- oder Eisenerz ab. Der Erzabbau wurde im vorigen Jahrhundert eingestellt. Das Kondertal bildet die Grenze zwischen Koblenz und Dieblich. Das Kondertal muss Richtung Moselufer durchlaufen werden, bevor es auf einem Steig den Hang wieder hinaufgeht und man nach dem Kerberstal unter der Autobahnbrücke hindurchmarschiert. Über Dieblichberg erreichte ich bald Niederfell. Dort ließ ich den Tag in einer Winzerstube ausklingen.

 

Am nächsten Morgen stieg ich auf die Hochfläche zur Röderkapelle hinauf. Die Röderkapelle wurde 1912 als Vermächtnis eines Niederfeller Bauerns, der sich in einer Notlage umgebracht hat, erbaut. Die Kapelle ist Zeugnis der Volksfrömmigkeit und steht unter Denkmalschutz. Von Oberfell lief ich unterhalb der Burg Thurant vorbei, die auf einem Bergsporn aus Schiefer über der Ortschaft Alken liegt. Nachdem ich in einer Bäckerei ein Stück frischen, köstlichen Zwetschgenkuchen gegessen hatte, überquerte ich die Mosel und wechselte damit auf die Eifelseite.

 

Dort wanderte ich auf dem Weinwetterweg nach Hatzenport. Auf dem Informationsschild heißt es, dass „Hatzenport durch Wein und Wetter eine besondere Bedeutung innerhalb der Mosellandschaft erlangt. Insbesondere aufgrund der Lage in einem Außenbogen der Mosel, der Ausrichtung der Weinberge sowie der speziellen Windverhältnisse entsteht hier ein sehr günstiges Kleinklima für den Weinbau. So erfahren Steilhänge oberhalb des Ortes eine intensive Sonneneinstrahlung. Diese hervorragenden Bedingungen zur Weinerzeugung werden durch wärmespeichernde Felsen und Trockenmauern noch verstärkt. Hinzu kommt die großklimatische Wetterlage: Zur Moselmündung hin erhöht sich die Sonnenscheindauer, steigt die Jahresdurchschnittstemperatur, während gleichzeitig die Niederschlagsmenge abnimmt.“ Als Logo für diesen Themenweg wählte man den Trauben naschenden Hasen, den man auf einem römischen Steinrelief bei Bauarbeiten 1877 fand, womit dies eine weiterer Beleg dafür ist, dass hier schon zur Römerzeit Wein angebaut wurde. Bevor ich in Hatzenport einlief, besuchte ich die malerisch in den Weinbergen oberhalb des Ortes gelegene alte Hatzenporter Pfarrkirche St. Johannes mit ihrem um 1280 errichteten Turm. Auf dem Weinwetterweg weiter durch die Weinberge mit ihren Trockenmauern marschierend grüßte schon von weitem die Burg Bischofstern bei Lasserg. Weiter war zu lesen, je höher der Trockenmaueranteil in den Weinbergen, desto größer ist auch der Einfluss auf das Mikroklima. So speichern die Mauern genügend Wärme, was nicht nur dem Wein zugute kommt, sondern auch den wärmeliebenden Tieren und Pflanzen. Tagsüber heizt sich das Mauerwerk durch die kurwellige direkte Sonneneinstrahlung stark auf. Abends und in der Nacht wird die gespeicherte Wärme im langwelligen Bereich an die bodennahe Luftschicht abgegeben, wodurch sich die nächtliche Auskühlung der Weinberge verlangsamt. Außerdem erschweren Trockenmauern die Bodenerosion. Das Regenwasser versickert langsamer, bei Starkregen kann das Wasser durch die offenen Fugen entweichen. Eine Trockenmauer kann bei guter handwerklicher Ausführung 100 Jahre halten.

 

Von Lasserg wanderte ich über den Neuhof und die Antoniuskapelle zur Burg Eltz, die ich ca. 14.30 erreichte. Sie wird als eine der schönsten Burgen Deutschlands bezeichnet und gehört zu den wenigen Burgen die nie zerstört wurden. Sie ist eine Ganerbenburg. Das bedeutet, dass sie gleichzeitig von mehreren Familien oder Familienzweigen bewohnt wurde. Die jeweiligen Wohntürme errichtete man unter besonderer Ausnutzung der Felsstruktur. So wird die Eltzburg vom Flüsschen Eltz von drei Seiten umflossen. Mit zahlreichen Touristen schlenderte ich in den Innenhof der Burg und nahm an einer Besichtigung teil. Dabei ermüdete mich das langsame Gehen von einer Stube zur anderen mehr, als das Wandern mit dem Rucksack auf dem Rücken in der freien Natur. Jedoch war die Führung sehr aufschlussreich. So erfuhr ich auch in der Rüstkammer, woher die Redewendung „Der hat aber Lunte gerochen“ kam. Bei Beginn des Gebrauchs von Schusswaffen war die Lunte mit Salpetersäure getränkt. Sie stank natürlich penetrant und dieser Geruch war sehr weit, also für den Feind oft rechtzeitig wahrnehmbar. Der Rittersaal diente ursprünglich allen drei Familien als Verhandlungs- und Festsaal. Hier durfte man seine Meinung unverblümt sagen, allerdings nach Verlassen des Saales war absolute Verschwiegenheit Pflicht. Als besonderer Schatz auf der Burg gilt das Ölgemälde Madonna mit Kind und Weintraube von Lucas Cranach dem Älteren. Im Kellergewölbe des Rübenacher Hauses sind die Meisterwerke mit über 500 Exponaten aus dem 12. bis zum 19. Jahrhundert ausgestellt. Zurzeit wird das Mauerwerk der Burg Eltz umfassend saniert. Zu Zeiten der Deutschen Mark zierte die Burg Eltz die Rückseite des 500-DM-Scheines. Über das Forsthaus Rothenhof und den Windhäuserhöfen lief ich gegen 18.30 in Karden ein. Leider musste ich mit zwei anderen Interessenten feststellen, dass ein Besuch der ehemaligen Stiftskirche St. Castor, die als Moseldom bezeichnet wird, nicht mehr möglich war, da sie nur bis 17.30 aufgeschlossen ist. Sehenswert ist auch das ehemalige Propsteigebäude, das Haus Korbisch, ein spätromanisches Wohnhaus. Der einsetzende Regen erleichterte die Entscheidung, im Weinhaus Stiftstor einzukehren

Am verregneten Freitagmorgen besuchte ich den rekonstruierten römischen Tempelbezirk auf dem Bergplateau des Martbergs. Der Name geht auf den römischen Gott Lenus-Mars zurück, der hier verehrt wurde. Allerdings befand sich auf dem Martberg schon vor den Römern eine keltische Kultanlage. Bei Ausgrabungen im römischen Tempelbezirk wurden zahlreiche Münzen, Lanzenspitzen und Schwerter gefunden. Die Münzen wurden durch einen Einhieb für den irdischen Gebrauch entwertet, ebenso verbog man die Lanzenspitzen und Schwerter. Vom Martberg gelangte ich nach Pommern. Der Name leitet sich von dem römischen Wort pomum (= Obstfrucht) ab. Auf dem Martsberg huldigte man ebenfalls dem Fruchtbarkeitskult der römischen Göttin Pomona, die für eine reiche Obsternte zuständig war. Eine Holzskulptur mit Informationsschild erinnert daran.

 

Über die Weinlage Rosenberg lief ich in die Winzergemeinde Klotten ein. Auf dem Weinlehrpfad ist zu entnehmen, dass der Trierer Fürstbischof Clemenz Wenzeslaus 1787 anordnete, dass in seinem Reich nur noch die beste Weinsorte zu stehen habe, nämlich der Riesling. Mit der Konzentration auf die königliche Traube wies er den Winzern an der Mosel den goldenen Weg. So prägt der Riesling bis zum heutigen Tag 90% der Weinbergsflächen. Über dem Dorf Klotten erhebt sich majestätisch die Pfarrkirche St. Maximus. Maximus war ein Trierer Bischof, der seit Ende des 4. Jahrhunderts als Heiliger verehrt wird. Die Kirche lädt mit ihren drei Renaissancealtären der Trierer Hofmannschule, den Wandgemälden der Nazarenerschule, dem harmonischen Deckendekor und den gotischen Fenstern zu einer Besichtigung ein.

 

Auf dem Fahrradweg an der Mosel entlang, gelangte ich nach ca. 90 Minuten in die zweitkleinste Kreisstadt Deutschlands, nach Cochem. Zeitweise regnete so stark, dass ich mich in die Bahnunterführung, die vor dem Eingang in das sehenswerte alpin anmutende Dortebachtal lag, flüchtete. Eine erste urkundliche Erwähnung Cochems erfolgte 886 als Villa cuchema. Bekanntestes Bauwerk, schon von weitem unübersehbar, ist die 1868 von dem Berliner Kaufmann im neugotischen Stil wieder aufgebaute Reichsburg Cochem. Auf dem malerischen Marktplatz herrschte hektisches Treiben, nicht nur durch die zahlreichen Touristen verursacht, sondern auch durch den Aufbau der Stände für das bevorstehende Weinfest.

Hinauf zur Burg, an dieser danach rechts auf einem gepflasterten Wanderweg hinunter zur Moselpromenade kam ich bald in den Stadtteil Sehl mit dem Kloster Ebernach. Bei Ernst überquerte ich wieder die Mosel und erreichte gegen Abend die kleine Gemeinde Beilstein, die wegen ihres sehr gut erhaltenen Ortsbildes auch als Klein-Rothenburg oder als „Dornröschen der Mosel“ bezeichnet wird. Beilstein ist auch eine Wallfahrtstätte.

In der Klosterkirche befindet sich das Bild der „Schwarzen Madonna“. Nachdem Beilstein 1524 zum evangelischen Glauben übertrat, wurde es während des 30-jährigen Krieges 1620 von den Spaniern erobert. Sie brachten aus ihrer Heimat dieses Bild mit und überließen es der Bevölkerung nach ihrem Abzug. Ein typisches Gericht für jene Gegend aß ich in einer Winzerkneipe, Blut- und Leberwurst mit warmen Kartoffelsalat. Dem grünen M-Zeichen folgend, durch Wald laufend und damit zwei Moselschlaufen abkürzend kam ich gegen Mittag in der ehemals keltischen Siedlung Merl an.

Die alte Klosterkirche der Minoriten ist das Kulturhighlight in Merl. Dies deswegen, weil sie eine bis heute unversehrt erhaltene, einschiffige, frühgotische Klosterkirche darstellt. Ihr Hochaltar ist einer der schönsten Antwerpener Schnitzaltäre des 15. Jahrhunderts. Ich blieb jetzt das kurze Wegstück bis nach Zell, der zweitgrößten Weinanbaugemeinde an der Mosel, auf dem Fahrradweg.

Bekannteste Weinlage ist die Zeller Schwarze Katz. In Zell durchquerte ich die Fußgängerzone, die Sonne schien und damit waren die Stühle und Tische vor den Wirtshäusern und Eisdielen belegt.

Am letzten Haus von Zell führt der M-Weg links auf einem Pfad steil den Hang durch die Weinberge hoch in den Wald. Bis zum Bummkopf gilt es mehr als 300 m Höhenunterschied zu überwinden. Der Weg verläuft dann längere Zeit einigermaßen eben, bevor er anschließend wieder steil hinab in den fachwerkgeschmückten Erholungsort Enkirch geht. Man läuft durch den Ortskern hindurch, an der Kirche vorbei und in die Weinberge oberhalb der Mosel. Ich entschied mich später für den Steillagenpfad, der mich fast bis zum Ortsbeginn von Starkenburg, mit seiner gleichnamigen Ruine, führte. Im Restaurant „Zur schönen Aussicht“ genoss ich nicht nur das Essen und den Wein, sondern auch den wunderbaren Blick von der Gaststube über die 250 m darunter liegende Mosel bis hinüber in die Eifel. Von der Grevenburg, die in ihrer leidvollen Geschichte 13-mal den Besitzer wechselte, stieg ich am nächsten Morgen nach Trarbach hinab. Ich hielt mich in der Ortschaft Richtung Bad Wildstein, lief am Gymnasium links vorbei und folgte dem alten verwitterten Wegweiser nach Bernkastel-Kues. Über die Graacher Schanzen kam ich nach gut drei Stunden im Stadtteil Bernkastel an. Oberhalb der Stadt erblickt man die Reste der ehemaligen Sommerresidenz der Trierer Bischöfe, die im Jahre 1692 durch ein Feuer zerstört wurde.

Obwohl Sonntag waren in dem romantischen Städtchen die meisten Geschäfte geöffnet und die Touristen aus allen Herren Ländern schoben sich drängelnd durch die engen Straßen und Gässchen.

Sehenswert ist der mittelalterliche Marktplatz mit seinen Giebelfachwerkhäusern und dem Renaissancerathaus. An einem Winzerhaus entdeckte ich folgenden Spruch, der viel Lebensweisheit enthält: „Küss beizeiten schöne Mädchen, trink beizeiten guten Wein, bald zerreißt dein Lebensfädchen und ein and’rer küsst die Mädchen und ein and’rer trinkt den Wein.“ Ich lief von Bernkastel über die Brücke nach Kues, hielt mich nach links und bestaunte die spätgotische Stiftsanlage des mittelalterlichen Universalgelehrten Nikolaus von Kues. Bei Lieser wurde ähnlich wie in Piesport eine römische Doppelkelteranlage entdeckt, die sicherlich dazu dienen sollte, den Weinbedarf in der römisch kaiserlichen Residenz in Trier zu decken.

Den Abend verbrachte ich in dem Weinörtchen Klüsserath, das an der Römischen Weinstraße liegt.

Die Salmbrücke überquerend wanderte ich hoch an einer Marienkapelle vorbei, anschließend in die Weinberge und kam nach zwei Stunden am Zitronenkrämerkreuz vorbei. Dies ist ein Gedenkkreuz für einen Händler, der auf dieser alten Handelsstraße vor fast 350 Jahren von seinem Diener ermordet wurde. 300 bis 400 m weiter lief ich an der Abzweigung weiter Richtung Schweich, wechselte später die Wanderrichtung, um dann im fast direkten Weg steil hangabwärts durch die Weinberge nach Longuich zu marschieren. In Longuich vesperte ich in einer Metzgerei und besichtigte anschließend die römische Villa Urbana. Sie wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. erbaut und hatte eine beträchtliche Ausdehnung. So geht man von 110 mal 28 m aus. Sie soll, so vermutet man, als Alterssitz für einen höheren Beamten aus dem nahen Augusta Treverorum (= Trier) gedient haben.

Von der römischen Villa wanderte ich später gemächlich ein Stück nach Südosten, um danach auf dem Ausoniusweg weiter durch Wald, an der Sauerquelle vorbei, über den Karthäuserhof in Eitelsbach das Abendessen einzunehmen, wobei der Schweizer Hackbraten meine Geschmacksnerven nicht überzeugen konnte.

Von Eitelsbach ging es am Morgen über Ruwer in die Moselmetropole Trier, die sich als älteste Stadt Deutschlands bezeichnet. Trier erreichte eine Stadtbevölkerung von 80 000 bis 100 000 Einwohnern als es zurzeit des Weströmischen Reiches Regierungssitz war. Durch die Porta Nigra, dem ehemaligen römischen Stadttor, gelangte ich in die Fußgängerzone.

Von dort war es nicht mehr weit bis zum mittelalterlichen Hauptmarkt, dem größten Platz in Trier. Ins Auge fallen vor allen die Steipe und das Rote Haus. An ihm kann man die Inschrift lesen: „Eher als Rom stand Trier eintausend und dreihundert Jahre. Möge es weiter bestehen und sich ewigen Friedens erfreuen.“ Vom Marktplatz aus schlenderte ich nach links Richtung Dom. Der Trierer Dom ist die älteste Bischofskirche Deutschlands. Die bekannteste Reliquie des Doms ist der Heilige Rock, der nur selten der Öffentlichkeit gezeigt wird. Neben dem Dom befindet sich die Liebfrauenkirche, die zusammen mit der Elisabethenkirche in Marburg für sich in Anspruch nimmt, die älteste gotische Kirche Deutschlands zu sein. Eine Besichtigung war wegen Renovierungsarbeiten nicht möglich. Nicht weit davon entfernt ist auch die Konstantinbasilika, die Kaiser Konstantin als Thronsaal diente. Mit ihren Ausmaßen: Länge 67 m, Breite 27 m und Höhe 33 m ist sie der größte Einzelraum, der noch aus der Antike erhalten ist. Sie war mit Marmor verkleidet und hatte eine Fußboden- und Wandheizung. Heutzutage dient sie den evangelischen Christen als Kirche. Nachdem ich noch vom Kurfürstlichen Palais einige Fotos geschossen hatte, führte mich mein Weg durch den Palastgarten zu den Kaiserthermen, einer ehemals kaiserlichen römischen Badeanlage.

Hinter den Kaiserthermen erspähte ich das Zeichen der Jakobsmuschel. So kam ich ohne Probleme zur Matthiasbasilika und aus Trier hinaus. Die Matthiasbasilika beherbergt das einzige Grab eines Apostels in Deutschland und auch nördlich der Alpen. Auf Geheiß der Kaiserin Helena, der Mutter Kaiser Konstantins, sollen die Gebeine des Apostels Matthias nach Trier gekommen sein. Weiterhin folgte ich der Jakobusmuschel, überquerte in Konz die Saar und kam gegen 17.30 in Tawern an. In der Bäckerei fragte ich die Verkäuferin, ob es in der nächsten Ortschaft eine Gaststätte gäbe. Sie bejahte, aber sicherheitshalber hakte ich noch einmal nach, ob sie auch wisse, dass heute offen sei. Sie drehte sich herum und rief, meine Frage stellend, die Treppe hoch zur Besitzerin. Diese bejahte und ich machte mich, nicht ohne geringe Zweifel über den Wahrheitsgehalt dieser Aussage zu haben, auf den Weg. Den Jakobsweg verließ ich jetzt und so konnte ich auch nicht die römische Tempelanlage auf dem Metzenberg besuchen. Die Fischteiche links liegend lassend, an der Grillhütte vorbei lief ich auf einem schönen Waldrandweg in Sichtweite des Mannebachs am Riedhof vorbei in die kleine Ortschaft Mannebach. Erfreut war ich, als ich das Brauhaus sah, aus dem viele Leute in den davor stehenden Reisebus strömten. Die Brauhauspfanne und das unfiltrierte Bier in der Brauhausgaststätte, diesmal trank ich keinen Wein, schmeckten beide ausgezeichnet. Nach dem Essen marschierte ich noch bei Dunkelheit über Kümmern bis in die Nähe des Helenenkreuzes bei Bilzingen.

Ab Bilzingen vertraute ich dem Zeichen der Via Caliga, dieser Weg soll mit der alten Römerstraße identisch sein. Ganz optimal war der Wanderweg mit diesem Zeichen nicht ausgeschildert, aber letztendlich kam ich mit Hilfe der Karte nach Dilmar und Kreuzweiler. Von dort lief ich querfeldein in den Nenniger Graben, anschließend durch den Meeswald und stand gegen 14 Uhr vor dem Berger Schloss, indem sich ein mit drei Michelinsternen dekoriertes Restaurant befindet.  

Mein Ziel war zu dieser Tageszeit, kein Gourmetessen einzunehmen, sondern die Besichtigung des römischen Mosaiks in Nennig, dem bedeutendsten römischen Baudenkmal im Saarland. Das Mosaik besteht aus drei Millionen kleinen Mosaiksteinchen und zeigt u. a. verschiedene Kampfszenen aus dem Amphitheater. Mit seiner 15,65 m mal 10,30 m großen, ornamental reich geschmückten Fläche gilt es als das größte und besterhaltene nördlich der Alpen. Über Butzdorf und Wochern erreichte ich abends Perl, den Endpunkt meiner Wanderung quer durch Deutschland.